Angeboten von: Sabine Fiala-Preinsperger und Wolfgang Preinsperger
Viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind im Laufe ihres Lebens stark belastenden Vorfällen ausgesetzt, die sie zutiefst erschrecken, ängstigen, erniedrigen und Ohnmachtsgefühle auslösen. Manche leben sogar über einen langen Zeitraum unter menschenunwürdigen, lieblosen, sie dauerhaft massiv beeinträchtigenden Bedingungen, die oft im Verborgenen bleiben.
Solche Einzelereignisse oder extreme Lebensbedingungen können ein psychisches Trauma auslösen. Der Begriff „Trauma“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Verletzung“, in diesem Zusammenhang eine seelische Verletzung.
Mobbingerfahrungen , anhaltende Abwertungen, körperliche und seelische Gewalterfahrungen, Miterleben von Gewalt, Kriegs-, Verfolgungs- und Fluchterlebnisse, Naturkatastrophen, um nur einige zu nennen, können eine solch verletzende, zerstörerische Wirkung auf das Seelenleben haben.
Diese Traumatisierungen der menschlichen Psyche ziehen jedoch nicht zwangsläufig Traumafolgestörungen oder Entwicklungsstörungen nach sich. Trauma muss also nicht zwingend krank machen. Ausreichende psychische Schutzmechanismen, vertrauensvolle familiäre Beziehungen und stabile, haltgebende Lebensbedingungen nach Traumaerfahrungen können schwerere Folgeschäden abwenden und weiter Wachstum und psychische Entfaltung ermöglichen.
Wenn sich jedoch eine posttraumatische Belastungsstörung entwickelt, so ist dies ein Zeichen dafür, dass die persönlichen Verarbeitungsmöglichkeiten nicht ausreichen, mit dem Erlebten fertig zu werden. Schwere Traumata können die Entwicklung eines Kindes oder Erwachsenen zum Stillstand bringen. Überwältigende, zum Teil unbewusste Ängste beeinträchtigen das gesamte psychische Funktionieren. Traumatische Ereignisse werden weniger als bewusste Erinnerungen, sondern vorwiegend als Sinneseindrücke gespeichert, vor allem, wenn sie in der frühen Kindheit geschehen.
Besonders sexuelle Erlebnisse in der Kindheit entfalten ihre traumatische Wirkung erst nachträglich, mit der sexuellen Reife in der Adoleszenz. Sie werden jedoch kaum bewusst erinnert. Die Erinnerung ist gleichsam im Körper und der Psyche eingeschrieben. Der Körper drückt das Geschehene oft in rätselhaften Symptomen aus, etwa in Form von Schmerzen, Atem- und Schluckbeschwerden, Übelkeit oder Ohnmachtsanfällen. Es kommt zu Bewusstseins- und Wahrnehmungsstörungen, Sprechproblemen und intensiven unerklärlichen Gefühlen, vor allem zu Angst, Wut, Schuld und Hilflosigkeit. Zur Bewältigung dieser unerträglichen Zustände muss die Psyche derart starke Abwehrmechanismen mobilisieren, dass sich das Leben fremd, taub und unecht anfühlen kann.
Psychoanalytisch orientierte Traumatherapie kann durch ihren besonderen Zugang Wesentliches in der Behandlung von Traumata leisten und eine nachhaltige Besserung erwirken.
Es geht dabei nicht vordergründig um die Rekonstruktion der vergangenen traumatischen Ereignisse. Die Therapie widmet sich vor allem wesentlichen Fragen der Gegenwart und der Zukunft wie den folgenden:
- Wie kann ich mit dem inneren Aufruhr und den heftigen Gefühlen, die mit dem einstigen Trauma in Verbindung stehen, weiterleben?
- Kann ich das Geschehene und mich selbst jemals verstehen?
- Kann ich trotz meiner beschädigten Seele und den damit verbundenen Schmerzen für mich einen Sinn im Leben finden?
- Werde ich jemals eine vertrauensvolle Beziehung eingehen können?
- Kann ich mich mit meiner Geschichte, zumindest ein wenig, versöhnen?
Die psychoanalytische Arbeit ermöglicht ein sorgfältiges Herangehen an die verstörte Gefühls-, Gedanken- und Beziehungswelt. Dadurch kann die behutsame Annäherung an Empfindungen, körperliche Reaktionen und den psychischen Schmerz allmählich gelingen. Vertrauen in die eigene Wahrnehmung und vielleicht auch an eigene Erinnerungen kann sich entwickeln. Vermindern sich die Ängste, so kann all das auch gedacht und in Sprache gebracht werden.